Kletterferien im Wadi Rum mit tollem Fels und einer atemberaubenden Aussicht

Kletterferien im Wadi Rum, Jordanien – Reisebericht einer Teilnehmerin

Andrea Minder
Reisebericht
07. Dez. 2020

Kletterferien im Wadi Rum – das vielleicht aussergewöhnlichste Klettergebiet im Mittelmeerraum. Im Februar 2020 reiste Fabio zum fünften Mal mit einer kleinen Gruppe ins Wadi Rum. Das diesjährige Wadi Rum Team setzte sich das erste mal ausschliesslich aus Teilnehmerinnen zusammen. Wie es den Power-Frauen im Reich der Beduinen/innen ergangen ist und was sie auf diesem aussergewöhnlichen Klettertrip erlebt haben, beschreibt Andrea in diesem Bericht aus ihrer Perspektive.

Berge in der Wüste? Warum nicht, dachte ich mir. Allerdings hatte ich nicht sehr viel Klettererfahrung und darum Bedenken, ob ich mit den anderen mithalten könnte. Nach einem informativen Telefonat mit Fabio meldete mich dann für diesen einzigartigen Klettertrip an und stürzte mich rein ins Abenteuer!

Was nehmen die Luxus Ferienreisenden eigentlich alles mit, dass ihre Koffer so voll sind? Die Frage stellte ich mir, als wir unsere Ausrüstung am Basler Flughafen so in alle 120 Liter Gepäcktaschen umverteilten, dass jedes Gepäckstück die Gewichtsauflagen am Check-In eingermassen erfüllte. Kleider und Pflegeprodukte beanspruchten dabei allerdings am wenigsten Platz.

Die Flughafen Sicherheitskontrollen liessen Zeit, uns zum ersten Mal näher kennen zu lernen. Unsere Gesprächsinhalte drehten sich schnell um schöne Kletterregionen und Klettertechniken. Für meine Ohren war einiges noch Neuland. Nach einem, in meinem Empfinden, kurzen Flug kamen wir gegen Abend in Amman an. Bei der Gepäckausgabe geriet unser Reisegepäck zum ersten Mal ins Stocken. Während sich Michèle und ich mit unseren Taschen bereits um die Mietautoübergabe kümmerten, mussten Bettina und der Reiseleiter Fabio noch auf ihr Gepäck warten. So viele Keile, Friends und Expressen aus Metall: Das wollte sich die Jordanische Sicherheitskontrolle genauer ansehen. Zum Glück durfte letzten Endes alles mit.

Am späteren Abend trafen wir in unserem Hotel in Madaba ein. Wir Frauen entspannten uns bei einem Abendbier, während Fabio sich, ganz der lokalen Kultur entsprechend, einen Fruchtsaft gönnte. Ich war bereits zum ersten Mal froh um meine warmen Kleider, die ich dank dem Hinweis von unserem Reiseleiter eingepackt hatte.
Am Morgen erwachte ich mit dem ersten Muezzin Gebetsgesang von draussen. Nach dem Aufstehen schaute ich über die Stadt mit den einfachen farblosen Häusern. Einzig das goldene Dach der Moschee stach mir ins Auge.

Ein Bad der besonderen Art im toten Meer

Nach einem vielseitigen Jordanischen Frühstück mit frischen Datteln ging es weiter zum Toten Meer. An einem ruhigen Badeplatz hielten wir an, um das salzige Wasser zu erkunden. Was für ein seltsames Gefühl, wie ein Korken auf dem Wasser zu treiben! Anschliessend beseitigten wir die hartnäckige Salzkruste mit unserer, für eine längere Zeit, letzten Dusche. Gegen Mittag erreichten wir das Bergdörfchen Kerak, wo wir uns Zeit nahmen eine riesige, antike Kreuzritterfestung mit dunklen Gängen und grossen Hallen zu besichtigen. Während Fabio sich noch um das Hotel und den Einkauf kümmerte, wurden wir Frauen anschliessend in ein Strassenkaffee eingeladen. Bei einem frischen Minze Tee beobachteten wir das Treiben der Stadt.

Mein erster Eindruck in der Wüste: Absolute Stille

Am nächsten Morgen waren wir etwas nervös, endlich ging es los nach Wadi Rum. Dort hiess es nach einem starken Schwarztee im Strassencafé erstmal alles Gepäck aus dem Auto laden und umpacken. Unsere Reisetaschen wurden umgewandelt in eine Küchen,- und eine Schlaftasche. Anders als ich es von meinen Individualreisen gewohnt war, erkannte ich, dass unter uns Kletternden ein Denken und Planen für die ganze Gruppe sinnvoll war. Alles was wir für drei Tage Wüste und Klettertouren brauchten, wurde eingepackt. Den Rest konnten wir bei Fabio’s Beduinenfreund im Dörfchen Wadi Rum lassen. Alles bereit, fuhr unser privates Beduinentaxi los in die Wüste. Erstaunt stellte ich fest, dass sich Autofahren im Sand fast gleich anfühlt, wie im Neuschnee. Dies erklärte auch, weshalb die Beduinen vor allem mit grossen Toyota 4 x 4  oder Pickups durch die Gegend kurvten.

Mein erster Eindruck in der Wüste: Absolute Stille. Für unser europäisches Ohr völlig ungewohnt. Nach einem kurzen warm klettern an unserem Schlafplatz-Fels, richteten wir unsere „Betten“ ein und bereiteten das Nachtessen zu. Danach freute ich mich auf meine erste Nacht unter freiem Sternenhimmel, die jeder in seiner Art genoss: Mit Zelt, Biwak, oder einfach mit Schlafsack und Luftmatratze.

Mit der Sonne aufstehen und bei Sonnenuntergang heimkehren

Die nächsten drei Tage hiess es Aufstehen mit der Sonne, Klettertouren auf den Gipfel und im Wettlauf mit dem Tageslicht wieder zu unserem Rastplatz zurück. Der vielseitig, farbige Sandstein in Jordanien überraschte mich als Neuling im Outdoor-Klettern mit einer angenehm rauen Struktur. Mit etwas Feingespür fanden wir schnell heraus, mit welchen Techniken wir uns auf den Felsen verlassen konnten und dass kleinere Tritte und Griffe manchmal unsicher waren. Am Abend kochten wir auf unserem Benzinkocher und Fabio kümmerte sich um Beduinentee auf dem Wüstenfeuer. Ich war erstaunt, wie viel ich in kurzer Zeit über das Clean- und Mehrseillängen Klettern lernen konnte und genoss die Gemeinschaft unserer kleinen Gruppe. Fabio durchschaute schnell unsere Fähigkeiten und Schwächen und setzte beide gezielt in unsere Tagesplanung ein.

Während die einen eher mit den anspruchsvollen Abstiegen gefordert waren, fand ich meine Herausforderung im Abseilen und darin, mich dem Seil anzuvertrauen. Oft endete unser Abstieg auch im abenteuerlichen Wegesuchen oder auch mal über eine unsicher angefertigte Leiter, über die sich eigentlich niemand so richtig traute und wir wie so oft kreative Lösungen entwickeln mussten, um eine sichere Variante zu finden. Auf den längeren Touren endete der Abstieg auch mal mit den letzten Stufen mit Stirnlampe im Dunkeln.

Ruhetag im Dörfchen Wadi Rum

Nach drei Tagen Klettern am Stück freute ich mich auf eine Pause im Dörfchen Wadi Rum. Am Abend genossen wir eine Dusche mit warmem Wasser in unserer Unterkunft. Der kleine Imbiss von Hamada wurde schnell zu unserer Stammbeiz und ich freute mich auf Hühnchen und Reis, die anderen eher auf Falafel und Fladenbrot. Beim Essen planten wir unsere nächsten bevorstehenden Tage. Bettina und ich beschlossen den kommenden Tag unsere müden Muskeln zu entspannen und verbrachten die Zeit mit Einkaufen, Kaffee trinken und schlafen, während Fabio und Michèle einen Spaziergang auf einen nahe gelegenen Hügel unternahmen. Nach vier Tagen ohne Internet und Telefonempfang, entschloss ich mich auch im Dorf die Auszeit durchzuziehen. Bettina und ich empfanden es als gute Gelegenheit, dem Alltag für eine Weile gänzlich zu entfliehen.

Der Regen machte uns einen Strich durch die Rechnung für eine grosse Tour durch das «Eye of Allah» (das Auge Gottes), die wir am Tag darauf geplant hatten. Wir fuhren stattdessen also zurück in die Wüste, wo Bettina und Fabio den Traum vieler Risskletterer «Merlins Wand» meisterten. Michèle und mir verschaffte das nochmals etwas Zeit, die Wüste zu erkunden und Fotos zu machen von unseren Klettergespanen am Felsen.

Auch die kürzeren Routen enden nicht selten in einem Abenteuer

Am nächsten Tag stellte ich mich mit der Ansage einer Route mit «4-5 Seillängen» auf eine eher kurze Route ein, die dann jedoch anspruchsvoller wurde als wir dachten. Sie wurde für mich mit den vielen Felskaminen und Körperrissen relativ abenteuerlich. Der Rückweg mit Abseilen ging dafür schneller als auch schon.

Am letzten Tag folgte eine schöne, einfache Kletterroute zum Abschluss, danach hiess es bereits wieder Abschied nehmen von der Wüste.

Am Abend kehrten wir zurück in die Zivilisation nach Petra. Das erste Mal wieder in einem geheizten Hotel zu übernachten, fühlte sich schon fast etwas übertrieben an. Der Abschluss unserer Reise machten wir also im touristischen Petra mit den vielen in den Sandstein gehauenen Räumen und kunstvoll gearbeiteten Grabfassaden, vielen Eseln, Kamelen, Pferdewagen und bunten Verkaufsständen. Etwas wehmütig kehrten wir anschliessend an den Flughafen in Amman zurück, wo wir nach längerer Handgepäckkontrolle das Land «inschallah» doch wieder verlassen durften. Die Drohne in Kombination mit dem Satellitentelefon waren dann aber doch zu viel für die skeptischen Sicherheitsleute und mussten nachträglich ins Aufgabegepäck gegeben werden.

Im Rückblick bleiben mir vor allem die Abende am Wüstenfeuer, die abenteuerlichen Kletterrouten, die Gemeinschaft, der klare Sternenhimmel im warmen Schlafsack und die erholsame Stille in einer für mich völlig fremden Kultur in Erinnerung. Von politischen Unruhen nahmen wir nichts war. Als Frau allein hätte ich mir sicher ein anderes Land zum Bereisen ausgesucht. Mit Fabio als Kletterlehrer und Reiseführer und Kenner vom Ort, fühlte ich mich jedoch zu jeder Zeit sicher.

Hast du beim Lesen Lust auf diese Reise bekommen? Mit diesem Link gelangst du zum Angebot.

Newsletter

Abonniere jetzt den Newsletter und verpasse keine News rund um die Kletterschule Kletterwelt.

Mit der Anmeldung zum Newsletter akzeptierst du die Datenschutzbestimmungen.